05.12.2022

Risiken erkennen - Krisen vorbeugen

„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, sagt der Volksmund. Dies gilt insbesondere auch für Unternehmen.
Wer seinen Betrieb regelmäßig und frühzeitig auf mögliche Bedrohungen und Schwachstellen analysiert, ist auf eine krisenhafte Entwicklung normalerweise gut vorbereitet. Doch dann kam die Corona-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung eingeleiteten Maßnahmen. Diese haben sehr viele Betriebe massiv getroffen und zu vielfachen wirtschaftlichen und finanziellen Problemen geführt. Die wenigsten Unternehmen waren auf einen solchen „Schock“ vorbereitet, selbst bei einem vorhandenen betrieblichen Frühwarnsystem. Doch die wirtschaftliche Entwicklung wird auch wieder aufwärtsgehen, und damit werden auch wieder bessere konjunkturelle Zeiten anbrechen. Generell gilt aber nach wie vor: Die nächste schwierige Unternehmenssituation kommt ganz bestimmt, aufgrund welcher Ursachen auch immer. Und darauf gilt es sich als Unternehmer umfassend vorzubereiten, um eine existenzielle Gefährdung des Betriebes zu vermeiden.

Phasen einer Unternehmenskrise

Eine Unternehmenskrise lässt sich typischerweise in drei Phasen unterteilen: Strategie-, Rentabilitäts- und Liquiditätskrise. Die krisenhafte Entwicklung beginnt zumeist mit der Strategiekrise. Die strategische Ausrichtung des Unternehmens berücksichtigt die Marktverhältnisse hinsichtlich des Absatzmarkts, der Kundenwünsche, des Sortiments, des Standorts oder des Vertriebswegs nicht mehr im entsprechenden Maß. Diese Fehlentwicklungen können in der Regel nur innerhalb des Unternehmens wahrgenommen werden, nach außen sichtbare Rahmenparameter zeigen oft noch positive, wenn auch schon leicht abnehmende Werte.  In der folgenden Rentabilitätskrise zeigen sich dann bereits deutliche Veränderungen hinsichtlich der Ertragskraft in einzelnen Bereichen oder im ganzen Unternehmen. Die geplanten Umsatz- und Ertragsziele sind nicht mehr einzuhalten. Der Spielraum für zukünftige Investitionen wird kleiner. Weitere Umsatzrückgänge können bei eigenkapitalschwachen kleinen und mittleren Unternehmen sehr schnell in eine Liquiditätskrise führen.
Diese, jetzt auch nach außen hin sichtbare Krise, hat für den Unternehmer verhängnisvolle Auswirkungen: Zahlungsverpflichtungen können nicht mehr bedient und Kundenaufträge nicht länger korrekt abgewickelt werden. Fremdkapital steht dem Unternehmer in dieser Situation kaum mehr zur Verfügung. Das Ansehen des Unternehmens wie auch des Unternehmers leiden, Lieferanten und Kunden beenden auch langjährige Geschäftsbeziehungen, die Substanz des Unternehmens ist bedroht. Ist bei Banken, Lieferanten und Kunden keine Verhandlungsbereitschaft mehr vorhanden und haben bereits wichtige Leistungsträger das Unternehmen verlassen, so führt der akute Liquiditätsmangel unweigerlich in die Insolvenz.

Ursachen von Krisen

Eine Krise kann eine Vielzahl von Ursachen besitzen. Bereits eine Ursache alleine kann schwerwiegende Folgen für das Unternehmen, die Beschäftigten und schließlich auch den Unternehmer selbst haben. Häufig sind die Krisen „hausgemacht“, liegen also innerhalb des Unternehmens: Finanzierungsfehler, Schwächen in der Unternehmensführung, mangelhafte Personalplanung und -entwicklung, Defizite in der Organisationsstruktur, unzureichendes Marketing oder Controlling. Nur in wenigen Fällen sind externe Faktoren verantwortlich für eine Unternehmenskrise: Konjunktur- und Marktveränderungen, neue Informationstechniken, steigende Energie und Rohstoffkosten, Forderungsausfall, anwachsende Steuer- und Abgabenbelastung. Und seit kurzem wissen wir, dass Pandemien, wie die aktuelle Corona-Krise zeigt, sogar zu gravierenden, weltweiten Krisen von Unternehmen führen können.

Krisen früh erkennen

Für kleine und mittlere Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, bereits erste Anzeichen einer krisenhaften Entwicklung wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Nur selten geraten Unternehmen von heute auf morgen in Schwierigkeiten – eine Ausnahme stellt die aktuelle Corona-Krise dar. Akute Liquiditätsprobleme haben zumeist eine längere Vorgeschichte. In der Regel werden die entscheidenden Fehler schon einige Zeit vor der Schieflage gemacht. Weil es aber in vielen Betrieben an einem Frühwarnsystem fehlt, bleiben solche Defizite zu lange verborgen. In der Krise sind dann die Möglichkeiten des Unternehmens, einem negativen Trend entgegenzusteuern, oftmals begrenzt. Es gilt daher sich permanent mit den Themen Risiko-Erkennung und Krisen-Prävention auseinanderzusetzen.
Ein von der IHK entwickelter Check-up „Krisenfrüherkennung“ hilft Schwachpunkte und Fehlerquellen im Unternehmen zu ermitteln und damit eine drohende Krisensituation frühzeitig zu erkennen. Der Schnelltest umfasst dementsprechende zentrale Fragestellungen für die Unternehmensbereiche: Management, Personal, Unternehmensführung, Digitalisierung, Markt, Branchenstruktur/-lage, Produktion/Beschaffung/Logistik sowie Finanzen/Liquidität. Eine regelmäßige Überprüfung dieser elementaren Unternehmensbereiche auf Anzeichen für eine sich anbahnende Krise ermöglicht es, rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zur Sicherung des Unternehmens einzuleiten.
Eine Einschätzung, ob sich ein Unternehmen schon in Schwierigkeiten befindet oder auf dem Weg dorthin ist, bietet ein vertraulicher Online-Selbstcheck des Deutschen Instituts für angewandtes Insolvenzrecht e. V. Der kostenfreie Unternehmer-Stresstest setzt sich mit den wichtigsten Aspekten unternehmerischer Krisen auseinander. Er gibt eine erste Beurteilung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Zudem werden erste Handlungsschwerpunkte aufgezeigt.

IHK-Sicherungslotse – digital und persönlich 

Das neue Serviceangebot “Sicherungslotse” der IHK Heilbronn-Franken bietet eine schnelle, strukturierte und breit gefächerte Hilfe bei drohenden oder aktuellen Krisensituationen an. Das Unternehmen wird bei der Problemanalyse, der Ableitung und Umsetzung von Maßnahmen bis hin zur Sicherung des Unternehmens sowie dem Nachsorge-Coaching unterstützt. Digitale Tools wie Unternehmer-Stresstest, FinanzierungsCheck, Finanzierungsportal ermoeglicher.de sowie digitale Finanzierungssprechtage werden durch persönliche Bausteine wie geförderte Unternehmensberatungen und Moderation von Hausbankgesprächen ergänzt. Bei allen Bausteinen begleitet ein IHK-Berater als Lotse.